Liebe Leser,
der letzte Hollandaustausch fand im Jahre 2024 hier in Deutschland, bei uns in Laucha an der Unstrut statt. Es war, mal wieder, ein einzigartiges Erlebnis, das weit hinausgeht über die Vorstellungen, die ein Außenstehender über einen derartigen Austausch haben könnte.
Wir wollten euch dieses Mal einen universelleren Einblick auf diese besondere Erfahrung geben, der weniger sich auf die eigentlichen Aktivitäten fokussieren und mehr den interpersonellen und kulturellen Erfahrungswert widerspiegeln soll. Denn dass, was wir hieraus mitnahmen, war weitaus mehr als einfach nur touristische und kulturelle Besuche im jeweils anderen Land, es war eine „wilde Erfahrung“.
Jeder Austausch beginnt im jeweils anderen Land, natürlich klassisch, mit der Ankunft bei der Gastfamilie, in welcher man nicht nur gleich mit der ganz anderen Sprache konfrontiert wird, auch erblickt man gleich die andere Architektur, die unterschiedlichen Landschaften, als auch die Verhaltensweisen des Gastlandes. So war mein Austauschpartner, ganz verblüfft, als ich ihn fragte, welches Brötchen er aus unserer riesigen Vielfalt nehmen wollte. Genau wie wir über die, für uns, fragwürdigen Milchbrötchen mit Schokostreuseln gerätselt haben. Als wir, mit unseren Partnern, am ersten Tag eine Wanderung unternommen haben, waren sie bereits nach den ersten Metern steiniger Hügel ausgepowert, genau wie einige von uns Deutschen von dem vielen Radeln in den Niederlanden „komplett“ überfordert waren. Der wohl interessanteste Punkt waren wohl unsere jeweiligen Sprachen – Niederländisch und Deutsch – als auch unsere Kommunikation, die auf Englisch lief. Wir waren alle zuerst so überfordert, als wir realisierten, dass wir vollständige Gespräche auf Englisch führen mussten und dann manchmal doch nicht wirklich mehr als ein „Yeah…yes yes“ herauskam und man ein englisches Wort so lange gesucht hat und versucht hat es zu umschreiben, dass man die eigentliche Unterhaltung schon wieder vergessen hat. Immer mal wieder, musste dann auch mal der Übersetzer herhalten, ganz klar was hätten wir auch sonst machen sollen. Aber trotz allem lässt sich festhalten, dass wir alle von uns selbst am Ende der Woche überrascht waren, wie gut dann plötzlich unsere Englischkenntnisse waren, denn eigentlich hat uns nur das Selbstbewusstsein und ein bisschen Übung, in realen Situationen, gefehlt, dass man so in der Schule nie hat, denn hier hat man immer den Ausweg auf Deutsch bzw. Niederländisch. Und tja Niederländisch… ist eine Sprache, die zwar ähnliches Vokabular zum Deutschen und Englisch besitzt, aber trotzdem ganz anders klingt. Wir würden es im Vergleich zu Deutsch, als deutlich rauer und offensiver als auch gleichzeitig weicher bezeichnen, was ironisch ist, denn die Niederländer behaupten genau das Gleiche über uns.
Über diese kurze Zeit ist viel entstanden, was sich nur schwer vermitteln lässt. Kleine Streitereien, wenn wir mal Dinge gegenseitig nicht verstehen konnten, bescheuerte Insider, die uns stundenlang ein Lachen bescherten, kleine Feiern mit verrückten Gegebenheiten und eine Atmosphäre, die nicht immer perfekt war, aber auf jeden Fall ein besonderes Gefühl war.
Bei unseren zahlreichen Aktivitäten, in Leipzig und Weimar, als auch hier in der Region, in Laucha und Freyburg, konnten nicht nur die Niederländer viel von deutscher und unserer regionalen Kultur entdecken, sondern auch wir waren überrascht von all Dem, des abwechslungsreichen Programms, welches Frau Große und Frau Juch, mit großer Überlegtheit, zusammenstellten.
In Leipzig, am Dienstag, begannen wir den Tag mit einer Rundfahrt und einem kurzen Halt und „Photoshooting“ beim wirklich „beängstigenden“ und faszinierenden Völkerschlachtsdenkmal und einer Tour durch die, unfassbar faszinierende, Kunstausstellung „Panometer“. Außerdem ein kleiner Besuch bei der Nikolaikirche und die Aussicht vom riesigen Citytower, welche wir alle gemischt in Erinnerung behielten. Am Mittwoch besuchten wir das Bauhausmuseum in Weimar, was für den einen oder anderen wohl mehr oder weniger interessant war. Am Nachmittag spielten wir Fußball, Tischtennis und Volleyball gemeinsam und hatten unser wirklich leckeres gemeinsames Abendessen mit den Eltern in der Schule. Am Donnerstag stand dann der Besuch, und der damit verbundene Segelflug, auf Lauchas Flugplatz an, den wir alle als einzigartige Erinnerung festhalten werden. Aber auch der anschließende Besuch in Freyburg im neuen Museum der Sektkellerei, war definitiv überraschend und „memorable“. Aber auch an all diesen Tagen hatten wir jeweils Freizeit, die wir zum Essen, Shoppen und Sightseeing nutzten und bei denen, aufgrund des vollen Programms, die Bindung und Freundschaft zu unseren holländischen Freunden vertieft werden konnte.
Der Hollandaustausch wird für uns immer in Erinnerung bleiben, dank der persönlichen und sprachlichen Entwicklung, die wir erfahren konnten, den Freundschaften, welche wir aufbauten und möglichst gut versuchen werden aufrecht zu erhalten. So floss beim Abschiedsfrühstück am Freitagmorgen auch die ein oder anderen emotionalen Tränen und schmerzhafte Umarmungen für einen erstmal längerwierigen Abschied. Genauso planen auch manche von uns einen Besuch, bei unseren guten Freunden.
…nun auch hat es zum besseren Verständnis für die jeweils andere Kultur geführt und wir denken, dass wir alle eine größere Offenheit und Interesse an anderen neuen Kulturen haben werden.
Natürlich ist es schade, dass dieses besondere Angebot in näherer Zukunft erst nicht mehr stattfinden wird, trotz dessen hoffen wir sehr, dass spätere Schülergenerationen die Möglichkeit erhalten werden einen derartigen Austausch mit anderen Demokratien Europas durchzuführen.
Tabea Lautenschläger und Laurence M. Mielke