Was ist ein Mensch ohne Liebe? – Besuch der 11. Klassen des Burgenland-Gymnasiums Laucha im Theater Naumburg

Was ist ein Mensch ohne Liebe? Das ist eine Frage, auf die sich nicht so schnell eine Antwort finden lässt, falls man jedoch eine finden sollte, wäre sie „unvollständig“. Doch was bleibt von der „unvollständigen“ Seele, wenn die Liebe nicht erwidert wird? Dann ist der Mensch von einem tief sitzenden Schmerz erfüllt. Das war früher schon so und wird wahrscheinlich immer so bleiben.

Das Einzige, was sich im Laufe der Zeit änderte, ist die Art, mit dem erdrückenden Schmerz des Liebeskummers umzugehen. Heute würde man sich wahrscheinlich eine große Portion Eis holen und das Selbige dann im Nu verschlingen. Doch noch vor 240 Jahren, als Johann Wolfgang von Goethe seinen bekannten Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ schrieb, fand man eine ganz andere Lösung, dem unerträglichen Schmerz einer verschmähten Liebe zu entkommen. Wie die Hauptfigur des Romans brachten sich vor und nach der Veröffentlichung des Buches viele junge Männer um. Es schien für sie die einzige Lösung zu sein, dem Liebeskummer zu entfliehen.

Aus heutiger Sicht kann man diesen endgültigen Schritt schwer nachvollziehen. Dennoch gelang es dem Schauspieler der kleinen Bühne in Naumburg, Andreas Meyer, dem Publikum die Beweggründe Werthers nahezubringen. Die Gäste nahmen in vielerlei Hinsicht neue Erfahrungen mit nach Hause. Nicht nur, dass die Emotionen ausschließlich aus der Sicht des monologisierenden Liebeskranken in Szene gesetzt wurden, sondern auch, dass der Regisseur des Stückes, Paul Sonderegger, dem Publikum, hauptsächlich aus Schülern des Burgenland- Gymnasiums Laucha bestehend, die Originaltexte durch eine sehr moderne Art und Weise anvertraute.

Allerdings fiel es in dem einstündigen ersten Vorstellungsblock manchmal schwer, dem Inhalt dieser Originaltexte zu folgen, da einmal Gesagtes nicht wiederholt werden konnte. Das Buch hat den Vorteil, bereits Gelesenes nochmals in den Sinn zu rufen. Jedoch erfolgte die Erläuterung der charakteristischen Schreibweise des Dichters und Denkers Johann Wolfgang von Goethe gleich darauf mit Hilfe der Körperarbeit bzw. Gestik des Schauspielers oder der Einbindung der Kulissen, die in vielfältiger Form eingesetzt wurden. Während die Sitzenden der hinteren Reihen alles gut überblicken konnten, fühlten sich jedoch die Zuschauer der vorderen Reihen, besonders die der ersten Reihe, sehr bedrängt, da sich das Geschehen sehr nah vor ihren Köpfen abspielte und sie teilweise auch Teile der Requisiten abbekamen. Trotzdem überzeugte das Stück mit der Nähe zum Publikum, während das Buch vielleicht nicht bei jedem diese Intensität hervorrufen konnte. Diese Art der Interpretation des klassischen Werkes von Johann Wolfgang Goethe kann man nur jedem ans Herz legen, der einmal die Erfahrung eines Theaterstückes komplett im Stil eines Monologes erleben möchte und dem der Briefroman in seiner literarischen Form bereits zugesagt hat.

Das war allerdings noch nicht alles, was die Schüler des Burgenland-Gymnasiums an diesem 30. Januar 2014 erleben durften. Nachdem alle Zuschauer die dramatische Umsetzung der epischen Leistungen des grandiosen Dichters beurteilen konnten, ging es im zweiten Teil der Vorstellung um den Autor selbst. Johann Wolfgang von Goethes Geheimnis seines Lebens, welches bis heute keiner in vollem Umfang lüften konnte, ist die Frage der Intensität der Verbindung mit der adeligen, bereits verheirateten Charlotte von Stein. Über viele lange Jahre hinweg pflegten Charlotte von Stein und Johann Wolfgang von Goethe einen munteren Briefverkehr, bei dem große Mengen an Tinte ihren Weg auf das Blatt fanden. Genau diese Briefe stellten die Grundlage der Dramaturgie des zweiten Monologstückes „Ein Gespräch aus dem Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe“ dar. Durch den Inhalt der Briefe wurden verschiedene Facetten Charlotte von Steins, die hervorragend von Katja Preuß gespielt wurde, aufgezeigt. Dadurch gelang es dem Publikum, sich eine eigene Meinung über die Innigkeit der Zuneigung zwischen der Adeligen und dem Dichter zu bilden. Besonders überzeugend wirkten die verschiedenen künstlerischen Elemente, die die Regisseurin Susanne Schulz mit dem Monolog verwob. Für diese Abwechslung sorgten unter anderem Gesangseinlagen, kleine Tanzpartien und gekonnte Rollenspiele mit Schattenfiguren.

Peter Hacks, dem Autor dieses Stückes, gelang es, die Schüler des Burgenland-Gymnasiums in eine andere Zeit zu entführen. Eine Zeitreise – auf die einfache, schnelle und bequeme Art.

Katja-Pia Veit, Klasse 11/c
Burgenland-Gymnasium Laucha

 

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